Campen unter Regenwald-Bedingungen
… ist nicht jedermanns Sache, auch nicht meine. Soviel Ehrlichkeit vorweg, denn zu sehr bin ich an ein zivilisiertes Leben in mir vertrauten Breitengraden gewöhnt. Um jedoch bestimmte Ereignisse und Prozesse im Regenwald
wissenschaftlich zu ergründen oder sei es nur aus fotografischem Interesse, ist es manchmal erforderlich, in ein zivilisatorisch unerschlossenes Gebiet vorzudringen.
Zum Camping im Allgemeinen gehören natürlich auch romantisch-idyllische Aspekte, welche unter Regenwald-Bedingungen nicht immer leicht zu realisieren sind. Daher muss versucht werden, mit entsprechendem Equipment den Aufenthalt
im Regenwald so erträglich und nett wie möglich zu gestalten. Dennoch hielten sich dabei meine empfundenen Glücksmomente eher in Grenzen.
Thema von hoher Priorität ist immer der Regen- bzw. Nässeschutz, weil ein Regenwald ja nicht umsonst so heißt. Glücklicherweise existieren heutzutage zahlreiche gut funktionierende Produkte auf dem Markt, mit denen sich das
realisieren lässt.
Konkret benennen, bewerten oder beschreiben will ich diese hier nicht, weil es wegen der vielen Details den Rahmen sprengen würde, zumal ständig etwas Neues dazukommt. Die Fotos von verschiedenen Lagern können aber schon
einen Eindruck vermitteln, wie dies auch mit Improvisation bewerkstelligt wurde. Das zu sehende größere Equipment habe ich natürlich nicht selbst im Gepäck gehabt. Es stammt von vor Ort Beteiligten, den Organisatoren, Guides
oder es wurde ausgeliehen.
In meinem Gepäck befand sich nur ein zweiteiliges Zelt, mit Innenzelt aus Mesh-Gewebe (Netz) und wasserdichtem Außenzelt, dazu noch eine Schlafmatte.
Es wird aus nachvollziehbaren Gründen empfohlen, im Regenwald vom Boden entfernt und sozusagen schwebend darüber zu schlafen (s. Bilder) und auch das Gepäck so zu lagern. Für mich ergibt sich daraus aber das Problem,
in dieser Hängematten-Durchhänge-Position schlecht schlafen zu können, weil Ausstrecken nicht möglich ist.
Deshalb habe ich entgegen der Empfehlung oft doch eine Schlafposition im Zelt auf dem Boden praktiziert, was unter einer zusätzlichen Zeltplane (Tarp) gut funktionierte.
Wegen des feucht-warmen Dauerzustands kann sich Baumwoll-Textilmaterial im Rucksack beginnen zu zersetzen. Deshalb sollte, wann immer es eine Möglichkeit dazu gibt, der gesamte Gepäckinhalt ausgepackt und ausgebreitet werden,
idealerweise an einer Stelle, wo er von der Sonne getrocknet werden kann. Im Schatten trocknet übrigens nichts.
Eine weitere unerlässliche Voraussetzung für das Regenwald-Camping besteht in der Beherrschung des offenen Feuers, welche noch viele weitere Vorteile mit sich bringt, wie z.B. die wirksame Vertreibung lästiger Insekten durch den Qualm.
Gelegentlich bieten sich Flussufer/-inseln zum Campen an. Hierbei muss nur bedacht werden, dass die Pegel von Regenwald-Flüssen schnell steigen können, mit unangenehmen Konsequenzen.
















Paddelboot-Wasserwandern: Die bevorzugte Variante im Regenwald
Grundsätzlich existieren zwei Möglichkeiten zum Vorankommen im unerschlossenen Regenwald-Gelände: Zu Fuß oder mit dem Boot, wobei letztere die wesentlich bequemere Variante darstellt, weil sie leichter praktikabel ist und
entsprechend häufiger genutzt wird. Oft ist es auch eine Kombination aus beidem. Flüsse sind nun mal einfach vorhanden und lassen sich als Wasserstraßen nutzen. Bei Trekkingtouren mit dem Paddelboot, also unmotorisiert, muss bedacht werden,
dass der Fluss weder zu groß noch zu klein sein darf. Bei größeren Flüssen hat man keine Chance, gegen wechselhafte Strömungen oder häufig vorhandene Stromschnellen anzukommen. Dort wäre dann ein motorisiertes Boot die bessere Wahl.
Kleinere Flussläufe können durch umgestürzte Bäume oder mit hineinragenden Ästen versperrt sein. Hat man also einen geeigneten Fluss gefunden und für die Tour ausgewählt, besteht häufig ein Problem in der fehlenden Land-Zugänglichkeit.
Denn die Uferbereiche sind im Regelfall dicht mit Vegetation überwuchert, zudem sumpfig und schwer durchdringbar. Dort verstecken sich auch gerne Kaimane, die kaum zu erkennen sind. Die rechtzeitige Ausschau nach einer geeigneten
Land-Zugangsmöglichkeit für den ebenfalls geeigneten Übernachtungs-Lagerplatz ist daher zur Stressvermeidung wichtig, bevor es dunkel wird.
Ein bedeutender Vorteil bei dieser Art des Regenwald-Trekkings ist, dass das Thema Verirren aufgrund von Desorientierung nicht ganz so relevant wie sonst ist, da ja der Flussverlauf die Richtung vorgibt. Mutige können somit
theoretisch auch ohne ortskundige Guides losziehen und zurechtkommen.
Dennoch muss man wissen, dass Regenwaldflüsse spontan zu Bifurkationen und Mäandrierung neigen, d.h. sie können sich unerwartet verzweigen oder aufgabeln, was auf keiner Land- oder Satellitenkarte verzeichnet ist.
Im Zweifel muss dann probiert werden, welcher Lauf der Richtige ist.
Ein weiterer erwähnenswerter Vorteil ergibt sich aus dem wesentlich einfacheren Boots-Transport von Proviant und Equipment.
Wie schon erwähnt, können Begegnungen mit ausgewachsenen Kaimanen (Krokodilen) eine nicht zu unterschätzende Gefahr darstellen. Grundsätzlich sind diese Riesen-Reptilien an Menschen uninteressiert und sie ziehen sich normalerweise bei
Annäherung schreckartig zurück. Ein wirksames Mittel zur Vermeidung derartiger Nah-Begegnungen ist vorsorglicher Lärm, z.B. Klatschen, bevor man an Land geht.
Eine bewährte Strategie und Vorgehensweise kann ich empfehlen:
Auf der Prioritätenliste ganz oben sollte zunächst immer die Suche nach einem geeigneten Übernachtungs-Lagerplatz in Ufernähe stehen. Nachdem dieser gefunden, gebaut und eingerichtet wurde, können jeweils mit leerem Boot Touren zu
allen möglichen Zwecken unternommen werden. Dabei kann der Fokus auch auf zukünftige Lagerplätze gerichtet sein.





