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Um die Erhebungen der Bergkette Cordillera de Merendon herum befindet sich der Nationalpark Cusuco. Es gibt
verschiedene Möglichkeiten, um von der Hauptstadt Tegucigalpa dort hinzugelangen. Am günstigsten wäre die
Busverbindung für ca. 11€. Sie dauert aber 7-8 Stunden. Ich benutzte eine reguläre Flugverbindung nach San
Pedro Sula. Von dort sind es dann noch 40 km Autofahrt auf zunächst guter Straße in Richtung der Mayastätte
Copan. Nach der Abzweigung in Cofradia geht es dann nur noch per Allradfahrzeug hinauf in die Berge. Mein Ziel
war ein in der Nähe der kleinen Ortschaft “Buenos Aires" befindliches biologisches Forschungs-Dauercamp.
Wegen seiner Höhenlage (ca. 1700 m) und der steten Nebel verdankt der Nationalpark die biologische Einstufung
als Bergregenwald, häufig auch als Nebelwald bezeichnet. Die Temperaturen können hier manchmal deutlich unter
20°C fallen, was dann wegen der hohen Luftfeuchtigkeit als unangenehm empfunden wird.
Die übliche Vorstellung eines tropischen Nationalpark-Waldes als größeres, zusammenhängendes Gebiet ist hier
nicht zutreffend. Dafür ist es häufig unterbrochen bzw. durchsetzt von Agrarflächen oder Farmen. Besonders
reizvoll kann daher auch das harmonisch anmutende Leben in vielen der 38 Orte um den Nationalpark herum sein.
Der Besuch einer Kaffeeplantage oder einer kleinen Finca mit Mais und Bohnen rundet das Bild des Nationalparks
Cusuco ab.
Die Bezeichnung “Cusuco” ist übrigens der ortsübliche Name für das Gürteltier (Dapsypus novemcinctus). Ein
früheres Holzfällercamp erhielt in den 1950er Jahren diesen Namen von den Einheimischen aufgrund der
Ähnlichkeit zwischen dem Panzer eines Gürteltiers und den Abdeckungen der Holztraktoren.
Das Waldgebiet hat eine wichtige Bedeutung für die Versorgung der Großstadt San Pedro Sula mit Trinkwasser.
Derartige Nebelwälder sind Wasserspeicher, denn die Vegetation "saugt" das Wasser aus der Luft. Überschüssiges
Wasser tropft sanft auf den lockeren Boden, der dadurch weder verdichtet noch erodiert wird. Auch gibt es hier
selten heftige Regenfälle, wie es in anderen Regenwäldern üblich ist.
Bei Sonnenaufgang konnte man den Ruf des Quetzal hören, dem heiligen Vogel der präkolumbischen Kulturen.
Quetzale leben ausschließlich in den Bergregenwäldern. Ein weiterer endemischer Vogel in den Nebelwäldern von
Mittelamerika ist der Grüne Tukan (Aulacorhynchus praesinus).
Es gibt noch weitere Tiere zu entdecken, wie den Hilguero. Die kleine unscheinbare Singvogelart hat durch den
hellen und klaren Gesang Dichter und Musiker inspiriert. Eine Fülle verschiedener Früchte und der
abenteuerlichsten Insekten dient diesen und anderen Vögeln als Futter. Pumas und Ozelots stehen am Ende der
Nahrungskette, und erfreuen sich unter anderem an Wasch- und Nasenbären, Wildschweinen, oder Agoutis (großen
Nagetieren). Die Baumfarne verleihen dem Nationalpark ein urzeitliches Aussehen und gehören mit bis zu 20
Metern Höhe zu den Größten ihrer Art auf dem amerikanischen Kontinent.