Guides vor Ort für eine Regenwaldtour finden

Nie habe ich im Vorfeld, abgesehen von den Flügen, den Reiseverlauf strikt durchorganisiert, weil das weder nötig oder kaum möglich war, wenn eigentlich nur authentische Regenwald-Erlebnisse beabsichtigt waren. Insofern war es mir von vornherein relativ egal, wohin es mich verschlägt in Ländern oder auf Inseln, deren Flächen zum größten Teil mit Regenwald bedeckt sind.

An Orten oder in (friedlichen) Gegenden mit geringerer Bevölkerungsdichte z.B. in West-Papua (Biak, Waigeo oder Batanta) wird man schon bei der Ankunft an den Ausgängen von Flug- oder Fährhäfen von zahlreichen jungen Männern empfangen, die mit ihren Dienstleistungen um wenige erkennbare Touristen buhlen. Das empfand ich manchmal sogar als aufdringlich. Bereits hier könnte man theoretisch Guides engagieren. Später ergab sich aufgrund der Empfehlung unserer Gastgeber, dass wir uns für 2 sehr kompetent wirkende Typen entschieden.

Sie waren daraufhin permanent an unserer Seite, übernahmen sämtliche Guide-Funktionen und machten sich als Vermittler und Dolmetscher sehr nützlich.

In den isoliert liegenden Dörfern, z.B. von Surinam oder Guyana, die nur mit Kleinflugzeugen erreichbar sind, war die Guide-Findung noch einfacher. Dort kamen wir immer völlig unangemeldet an(-geflogen). Der jeweilige Dort-Chef hat uns sofort begeistert empfangen und einfache Hütten zur Verfügung gestellt, wo wir von den Bewohnern betreut bzw. versorgt wurden. Als unsere Besuchs-Absichten geklärt waren, stand theoretisch das gesamte männliche Personal als Guides bereit für tägliche Regenwald-Ausflüge - für mich der perfekte Urlaub.
Als suboptimal würde ich die Sache mit der Verständigung bezeichnen. In abgelegenen Gegenden spricht kaum jemand Englisch (außer Guyana), sondern nur die Landessprache. Aber es gibt ja heutzutage digitale Helfer (wenn sie Strom bekommen).

Angehörige vom Volk der Waourani im Yasuni-Nationalpark können zwar kaum bei Fragen zur Fototechnik helfen, sehr wohl aber bei der Motivfindung.
Geführter Ausflug im Yasuni-Nationalpark, Ecuador
Als Natur-entfremdeter Mitteleuropäer ist die Bereitschaft von Vorteil, sich auf den Komfort-Standard der Einheimischen einzulassen.
Tages-Expedition zum Rosevelt Peak vom Dorf Apetina aus mit Wayana-Indianer als Guides. Tour auf dem Tusu Creek, bis dieser unpassierbar wird (Surinam).
Ohne ortskundigen Guide kann man sich sogar leicht im Nebenfluss-Labyrinth des Essequibo River (Guyana) verirren.
Mit Blick auf den Tepui-Tafelberg im Nationalpark Canaima von Venezuela während einer geführten Bootstour.

Nicht noch einmal würde ich mich allein im Regenwald auf Tour begeben. Bereits mehrmals habe ich das vorsichtig versucht und bin dabei mit Schrecken gescheitert. Es sollte jeweils nur eine kleine Wanderung oder Erkundungstour in Ortsnähe sein, auch um Fotos zu machen. Recht schnell verlieren sich aber erkennbare Wege ins Nichts. Doch irgendwie findet der unbedarfte Mitteleuropäer immer eine Möglichkeit zum Vorankommen, dabei berauscht von vielen interessanten Fotomotiven, ohne zu merken, dass längst die Orientierung verloren ging.

Irgendwann stellte ich mir doch die Frage, wo es zurück geht? Tja und plötzlich waren die Möglichkeiten unendlich. Nach einigen Fehlversuchen gesellten sich noch Panik und Angst dazu. Es half ein tiefes Durchatmen, um mich etwas zu beruhigen. Sehr weit vom Ausgangsort konnte ich ja nicht entfernt sein. Etwa zur Mittagszeit war es auch sehr ruhig im Wald, so dass ich leise das Rauschen eines mir bekannten Wasserfalls wahrnehmen konnte. Diesem folgte ich und fand so wieder heraus aus dem Labyrinth.

Auf der Insel Waigeo ohne ortskundige Guides im Urwald mit illustren, selbsternannten Survival-Experten unterwegs zu sein, ist eine hochriskante Aktion und gleicht einem Himmelfahrtskommando!