Der Nationalpark Gunung Leuser

3°39'37.8"N 97°24'18.7"E

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Er zählt zu den größten Nationalparks in Ostasien mit einer Gesamtfläche von fast 9.000 km² und gehört zum UNESCO-Welterbe. Sein Ökosystem zählt weltweit zu den am besten erhaltenen und besteht hauptsächlich aus Gebirgsregenwald, heißen Quellen sowie Wasserfälle. Die Artenvielfalt ist erwartungsgemäß hoch mit schätzungsweise 11.000 verschiedenen Pflanzenarten, fast 600 Vogelarten, 200 Säugetierarten und 100 Amphibien- und Reptilienarten.

Das Leuser-Gebirge, wie das Gebiet zu Kolonialzeiten hieß, liegt in der Barisan-Bergkette, ist nach dem Leuser-Berg (3.119 m) benannt und besitzt eine breite Ökosystem-Palette. Es kann geologisch in 2 Hälften eingeteilt werden. Der Kutacane-Graben bildet die Trennlinie. Im größeren westlichen Teil gibt es Vulkan-und Erdbebenaktivitäten. Der östliche Teil ist dagegen tektonisch weitgehend ruhig. Die durchschnittliche Höhe der Berge liegt bei etwa 700 m.

Die Besteigung des Mount Leuser, dem zweithöchsten Berg Sumatras, habe ich mir nach einer mehrtägigen Tour aus Bukit Lawang nicht angetan oder gegönnt. Sie wird von örtlichen Agenturen/Guides in Ketambe als aufregend, anspruchsvoll, lohnenswert beworben und soll 7-9 Tage dauern. Man durchquert dabei verschiedene Vegetationsarten, darunter eine Bergzone mit Nebelwald und eine Zone mit Krüppel-Bäumen, die oft mit Moos und Flechten bedeckt sind. Vom Gipfel aus soll bei freier Sicht in beide Richtungen der Ozean zu sehen sein. Es muss jedoch bedacht werden, dass er fast immer in Wolken gehüllt ist und wenn nicht, die Sicht diesig ist. Theoretisch wäre der beste Zeitpunkt für Fernblicke kurz nach Sonnenaufgang.

Trekkingtour von Bukit Lawang nach Ketambe

Es existieren nicht viele Guides, die den Weg von Bukit Lawang nach Ketambe durch die Berge des Gunung Leuser Nationalparks kennen. Mit Unterstützung von Einheimischen fanden sich 2 erfahrene Guides, die sich auskannten und bereit erklärten, uns zu führen. Die Tour verlief die ersten 2 Tage relativ einfach und geradlinig immer entlang des Bohorok-Rivers, was etwa der halben Strecke entsprach. Dann mussten wir in Richtung Westen abbiegen und zahlreiche Berge und Gebirgstäler über- bzw. durchqueren, was diesen Teil der Tour wesentlich beschwerlicher machte. Die eigentlich kurze Distanz empfand ich als Extrembelastung, da erst nach drei Fehlversuchen ein Weg durch das zerklüftete Gelände gefunden wurde. Auch erfahrene Guides machen diese Tour nicht oft.

Sehr bekannt als Ausgangsort für Touren und Orang-Utan-Sichtungen ist Bukit Lawang. Die Tiere dort sind relativ zahm und an Menschen gewöhnt (angefüttert). Daher wirken vermeintliche Orang-Utan-Begegnungen inszeniert. Es gibt allerdings noch eine weniger bekannte, aber echte Alternative: Wer es lieber etwas weniger touristisch mag, sollte nach Ketambe fahren. Der kleine, Ort liegt inmitten des Kutacane-Grabens, also zwischen den beiden geologisch verschiedenen Gebirgsketten des Nationalparks. Der Nachteil ist, dass eine PKW-Fahrt von Medan 9-12 Stunden dauert. Es gibt aber eine reguläre Flugverbindung zwischen Medan und Kutacane (35 min). Von dort nach Ketambe fährt man mit dem Taxi ca. 45 min.

Nach Bukit Lawang kann man direkt vom Flughafen Medan (Kuala Namu, KNO), der 20 km außerhalb der Stadt liegt, oder aus Medan selbst fahren. Die Fahrt dauert mit einem PKW 4-5 Stunden und kann wegen unberechenbarer Straßen- und Verkehrsverhältnisse teilweise als abenteuerlich und belastend empfunden werden. Sie führt größtenteils durch Palmölplantagen. Ich benutzte einen PKW-Shuttle-Service, um die Stadt Medan zu vermeiden. Es gibt sehr viele weitere Möglichkeiten mit öffentlichen und wesentlich günstigeren Verkehrsmitteln, was die Anreise aber erheblich verkomplizieren und verlängern kann.

Das Dorf Bukit Lawang und weitere, in der Nähe liegende Ortschaften grenzen mit privat genutzten Flächen und Plantagen direkt an den Gunung Leuser Nationalpark. Es existiert zwar offiziell eine Pufferzone (Gebiet zwischen Nationalpark und landwirtschaftlicher Nutzfläche), jedoch wird diese von der Regierung nicht streng genug kontrolliert und somit nicht im wörtlichen Sinne als Puffer genutzt. Das unbebaute Land ist käuflich erwerbbar und lukrativ für lokale Bauern. Die meisten von ihnen haben sich für den Anbau von Ölpalmen entschieden, da diese bei geringerem Aufwand mehr Geld einbringen. Einige Wenige bauen noch Obstbäume, Kakao oder Kautschuk in Mischkulturen an. Genau hier kommt es immer wieder zu Konflikten, vor allem zwischen Orang-Utans und Menschen.

Großes Bild oben: Erfrischendes Bad im Bohorok River weit Flussaufwärts im östlichen Teil des Leuser-Gebirges

Übernachtungscamp an einem glasklaren Gebirgsbach

Eine häufig anzutreffende Waran-Art

Tief im Leuser-Gebirge nach einem Gewitterschauer

Straße, die durch den Ort Ketambe führt

Markttag in Ketambe

Ein an Menschen gewöhnter Orang-Utan schaut hinab

Der Flusslauf des Bohorok River dient als willkommener Weg

Idyllische Gästeunterkunft bei Ketambe

Chamäleon-Winkelkopf-Agame, Gonocephalus chamaeleontinus

Ich während einer Wanderung zu einem Wasserfall