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Um auf die Molukken-Insel Seram zu kommen, war zunächst eine Zwischenstation auf der Nachbarinsel Ambon
nötig, weil sich dort der Flughafen befindet. Der Flug von Jakarta zum Flughafen Pattimura auf Ambon dauerte
3,5 Stunden. Inklusive eines 6-stündigen Aufenthaltes in Jakarta lag mittlerweile eine Nonstop-Reisedauer von
ca. 25 Stunden hinter uns. Also ließen wir uns erst mal zum Ausschlafen von einem Taxi in ein Hotel bringen.
Die Entscheidung, in welches Hotel wir gehen, überließen wir dem Fahrer. So setzte er uns am Natsepa Resort
ab, wo wir übernachteten (nicht gerade billig). Am nächsten Tag besorgten wir uns Tickets für die 3-stündige
Überfahrt vom Hafenort Tulehu nach Amahai auf Seram.
Die Fahrt führt entlang der Küste von Seram mit schöner Bergkulisse. Nach der Ankunft in Amahai fuhren wir
direkt weiter zum Dorf Saleman an der Nordküste. Hier besteigen wir erneut ein Boot, das uns nach kurzer Fahrt
durch die Bucht zum Ora Beach Resort bringt. Dort verbrachten wir zunächst ein paar erholsame Tage mit allen
Annehmlichkeiten. Gleichzeitig organisierten wir die mehrwöchige Trekkingtour durch den Manusela-Nationalpark
mit Aufenthalten in relativ abgeschiedenen Dörfern von Wemale-Ureinwohner-Nachkommen. 2 geeignete, motivierte
Guides ließen sich auf Empfehlung unserer Gastgeber leicht finden.
Die meisten Touristen, die uns vor allem in Amahai begegneten, interessierten sich übrigens weniger für die
Natur auf dem Land, sondern mehr für die Unterwasserwelt. Es befinden sich nämlich in der Umgebung viele gute
Tauchspots. Aber das interessiert mich wiederum kaum.
Zum Auftakt der Trekkingtour ging es zunächst mit dem Boot nach Sawai, wo prächtige Kalkfelsen ins Meer ragen.
Vom Dorf fuhren wir über die Salawai-Flussmündung direkt in das Manusela-Nationalpark-Gebiet. Aber schon bald
war diese bequeme Fortbewegungsmöglichkeit zu Ende. Wir begannen unseren Marsch nördlich des Dorfes Roho, wo
noch ein weiterer Guide mit besserer Ortskenntnis hinzu kam. Ein ca. 8 km (Luftlinie) langer Fußmarsch durch
den Dschungel zur ersten Station lag vor uns.
Während der Trekkingtour durch den Manusela-Regenwald machten wir jeweils 2-4 Tage Station in den Dörfern
Kanikeh, Salimena, Manusela, immer unangemeldet versteht sich. Uns wurde die Ehre zuteil, in den Häusern des
Dorf-Raja untergebracht zu sein. Wir nahmen teilweise am beschaulichen Dorfleben teil, aber vor allem machten
wir Exkursionen in den umliegenden Wald zur Tierbeobachtung. Leider waren die Nachmittage häufig stark
verregnet.
So malerisch diese Dörfer auch erscheinen mögen, nahm ich in Gesprächen mit den Dorf-Oberhäuptern eine gewisse
Unzufriedenheit wahr. Sie fühlten sich oft vernachlässigt, abgeschoben oder benachteiligt von der aus anderen
Landesteilen stammenden und dominant verhaltenden Mehrheitsbevölkerung.
Nach 20 Jahren habe ich die Insel Seram erneut besucht, etwa die gleichen Orte. Es überrascht zwar nicht, weil
auch damals schon vorhersehbar war, dass der “Fortschritt” näher rückt, zu Ungunsten der Natur: Von etwa 96%
Ur-Bewaldung im Jahr 2003 dürften mittlerweile kaum noch 70% übrig sein. Entwaldungen vor allem im
nordöstlichen Flachland. Ich habe noch den alten Reiseführer mit einer Landkarte, worauf der
Manusela-Nationalpark etwa doppelt so groß eingezeichnet war. Auch die Straßen waren noch nicht vorhanden. Es
beweist einmal mehr, welche Wertschätzung der Natur beigemessen wird. Das gilt nicht nur für eine Urwaldinsel,
sondern überall auf der Welt.