Vögel des Regenwaldes

In den Regenwäldern wohnt eine schillernde Schar unterschiedlichster Vögel: winzig kleine und unglaublich große, leise zwitschernde und laut schreiende. Regenwald-Vögel bilden eine Vogelwelt für sich. Allein in Amazonien haben Ornithologen 1296 Vogelarten gezählt.

In den Baumwipfeln können z.B. große Greifvögel nach Affen jagen. Dort nisten auch Singvögel und von Ast zu Ast hüpfen Tukane. Am Boden dagegen hinterlässt der seltsame Hoatzin einen starken Moschusgeruch, während Kolibris emsig von Blüte zu Blüte flattern. Und über allem schweben die Geier.

Aber auch zahlreiche Zugvögel aus gemäßigten Zonen können zum Überwintern angetroffen werden. Die wenigen Bilder sollen und können nur symbolisch die beschriebene Vielfalt darstellen.

Das große Foto oben zeigt einen wenig scheuen Gelbbrustara, Ara ararauna, am Ufer des Rio Amapari des Nationalparks Tumucumaque im Nordosten Brasiliens. Es ist einer der größten flugfähigen Papageien.

“Grünfischer”, ein Eisvogel aus Guyana
Ein Türkiskotinga aus Surinam
Eine Maskentangare, Yasuní, Ecuador
“Zügelbussard” mit Beute aus Guyana
Ein “Schwefelmaskentyrann”, Canaima, Venezuela
“Zimtattilatyrann” aus Surinam
Harpyie mit Beutefang, Essequibo-Ufer, Guyana
Wilde, laute Aras, Central Suriname Nature Reserve
Ein Möwenbussard, Panama
Sittiche, Aratinga pintoi, Sipaliwini-Savanne, Surinam
Schwalbe, Hydropsalis torquata, Sipaliwini-Savanne, Surinam
Papagei, Isla Bastimentos, Panama
Ein Biakliest, Eisvogel-Art, Insel Biak, Indonesien

Paradiesvögel

Ihnen muss ich eine Extra-Rubrik widmen und schließe mich direkt der Aussage an, dass in bzw. um Neuguinea die „schönsten und außergewöhnlichsten gefiederten Bewohner der Erde leben”. Das schrieb der britische Naturforscher Alfred Russel Wallace Mitte des 19. Jahrhunderts auf seiner Südostasien-Reise, als er zum ersten Mal Paradiesvögel in den Regenwäldern beobachtete.

Kein Tier der Welt veranstaltet einen so feurigen Balztanz wie das Paradiesvogel-Männchen. Kaum zu glauben, dass diese schillernden Exoten mit unseren Krähen verwandt sind. Wer im Dschungeldickicht nicht auffällt, hat schon verloren. Und so zaubern die Männchen bei der Balz alles hervor, was in ihnen steckt:

Die einen fächern ihre sattgelben Seitenfedern zum Sonnenball, andere stellen schwarzglänzende Schmuckfedern zum Tanzröckchen auf. Wieder andere tragen kurzfedrige Umhänge, Halskrausen oder wippende Antennen an Kopf oder Schwanz. Dazu gibt’s Farbenfeuer vom Feinsten: Hauben, Kehlen, Kopf- und Brustbänder leuchten mal rot, grün, blau und gelb durchs Blätterwerk. Und weil das alles wohl noch nicht reicht, um Weibchen zu beeindrucken, wird getanzt, gerockt, gehüpft, gesprungen und geschwungen, gepfiffen und gesungen – bis endlich eine anbeißt. Bei manchen Arten tanzen ein paar Männchen gemeinsam auf ausgewählten Balzplätzen um die Gunst der Weibchen, die ringsum die Zuschauer-Äste besetzen. Andere Arten bevorzugen den Solotanz, um ein Weibchen zu erobern.

Nur die Krähen verließen einst das „Paradies“, denn die sogenannten Paradies- und Laubenvögel haben einen gemeinsamen Ursprung – sie alle lebten in der heutigen Inselwelt von Neuguinea und Australien. Damals hingen die Inseln allerdings noch mit dem australischen Kontinent zusammen, denn der Meeresspiegel lag über 100 Meter niedriger als heute. Vor Millionen Jahren teilte sich der gemeinsame Stammbaum dann in zwei Hauptäste: Die Krähenvögel schlugen einen eigenen Weg ein und eroberten die ganze Welt. Die Paradies- und Laubenvögel blieben dort, wo sie waren. Heute sind rund 40 verschiedene Paradiesvogelarten bekannt – die meisten leben auf Neuguinea, der zweitgrößten Insel der Erde. Die restlichen Arten leben auf den indonesischen Molukken-Inseln und im Norden Australiens.

Kleinparadiesvogel auf der Insel Biak
Nacktkopf-Paradiesvogel, auf der Insel Waigeo beobachtet
Königs-Paradiesvogel, auf der Insel Yapen beobachtet
Pracht-Kragenparadiesvogel im Gebirge der Insel Yapen
Sichelschwanz-Paradiesvogel, auch auf Yapen beobachtet
Großparadiesvogel, im südlichen Neuguinea anzutreffen

Er tanzt, sie arbeitet

Nach der Paarung hat er seine Schuldigkeit getan – jedenfalls bei den meisten Paradiesvogelarten. Sie leben nicht als Paar zusammen, sondern das Weibchen baut allein ein robustes Nest aus Blättern, Farnen und Zweigen in die Astgabel und brütet dort ein bis zwei Eier aus. Die Weibchen sind übrigens unscheinbar, was auch perfekte Tarnung ist. Die Jungen werden nur von der Mutter versorgt. Auf dem Speiseplan stehen Früchte, Nüsse, Insekten und – je nach Art – auch kleine Reptilien.

Wer ist der Schönste im Regenwald?

Jede Art unterscheidet sich von der anderen – in Größe, Farbe und Balztanz. Der kleinste ist der Königsparadiesvogel – er ist nur 16 cm lang, gilt aber als einer der schönsten und ist von allen am weitesten verbreitet. Einer der größten und beeindruckendsten ist der Raggi-Paradiesvogel, der auch den Namen Göttervogel trägt. Er selbst ist mit 33 cm so groß wie eine Krähe – aber mit seinen orange-roten Schmuckfedern kommt er auf stolze 70 Zentimeter.