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Der Yasuní-Nationalpark liegt eingebettet zwischen dem mächtigen Río Napo im Norden und dem Río Curaray im
Süden. Es handelt sich um ein komplexes Netzwerk aus dichten tropischen Wäldern mit verschiedenen kleineren
Flüssen. Auch dieser Nationalpark gilt als Hotspot der Biodiversität, einem Ort also mit der größten
biologischen Vielfalt auf unserem Planeten. Es wurden hier bereits 650 verschiedene Baumarten nur auf einem
Hektar gezählt. Um das ins rechte Licht zu rücken: Wir sprechen von mehr Baumarten als auf dem gesamten
nordamerikanischen Kontinent! Die Statistiken zur Artenvielfalt von Säugetieren, Vögeln, Amphibien, Pflanzen
und Mikroorganismen sind ebenso spektakulär. Wahrscheinlich leben schon seit Jahrtausenden auf dem heutigen
Nationalpark-Gebiet Huaorani-Indianer. Zwei Unterstämme von ihnen widersetzen sich dem Kontakt mit der
modernen Welt und Außenstehenden, um ihre Jäger- und Sammler-Lebensweise zu bewahren. Der Bereich, in dem sie
leben, ist offiziell für Besucher gesperrt und sollte nicht betreten werden. Die Tatsache, dass man ihre
Lebensweise wirklich als nachhaltig einstufen kann, sollte nachdenklich stimmen.
Da ich bekanntlich nicht blind und unkritisch unterwegs bin, musste ich trotz der genannten Superlative leider
auch in diesem Gebiet deutlich einen negativen zivilisatorischen Einfluss (besser Druck) feststellen
(Straßenbau, Erdölförderung, Holzeinschlag, Luxus-Tourismus). Ohne näher darauf eingehen zu wollen, bestätigt
es nur einmal mehr, wie bedroht die letzten unberührten Regenwälder sind.
Obwohl das Gebiet nur etwa 300 km von Quito entfernt liegt, gestaltet sich der Weg dorthin recht langwierig
oder umständlich. Natürlich kann die Anreise auch als Teil des Abenteuers angesehen werden, sofern genug Zeit
vorhanden ist. Die Fahrt mit dem Bus von Quito nach Puerto Francisco de Orellana dauert jedenfalls 8-10
Stunden. Mit dem Flugzeug sind es nur 45 Minuten. Der Zugang zum Nationalpark erfolgt üblicherweise von der
Erdölindustrie-Stadt Puerto Francisco de Orellana (auch El Coca) am Fluss Río Napo. Eine Übernachtung lohnt
sich in dieser Großstadt nicht. Man steigt deshalb am besten gleich in ein bereit stehendes motorisiertes
Boot, um damit in 2-3 Stunden den offiziellen Yasuni-Eingang zu passieren.
Um Geld zu sparen, könnte man den oben kurz beschriebenen Verlauf meiner Anreise auch selbst organisieren,
sofern man vor Ort genug Zeit hat und spanisch sprechen kann. Einfach stelle ich mir das aber nicht vor, denn
es bedarf verlässlicher Ansprechpartner für Zugangs-Genehmigungen, Boots-Transfers, Guides und Unterkunft.
Auch muss beachtet werden, dass man nicht in einer der teuren Luxus-Lodges nur am Rande des Nationalparks
untergebracht wird. Aus diesen Gründen bucht fast jeder Besucher eine organisierte Tour im Voraus.